“In unserer Arbeit – sei es als Führungskraft, Teammitglied oder Trainer:in – begegnen wir immer wieder Missverständnissen und Konflikten. Doch oft liegt die Lösung nicht im Trennen, sondern im Verbinden. Diese Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie ein Perspektivwechsel neue Wege öffnet.”

In einem kleinen Dorf lebten zwei Brüder, die viele Jahre Seite an Seite auf ihren benachbarten Höfen gearbeitet hatten. Sie teilten Werkzeuge, halfen sich gegenseitig und waren immer füreinander da. Doch eines Tages kam es zu einem Missverständnis, das zu einem Streit führte. Der Streit eskalierte so sehr, dass die Brüder beschlossen, nicht mehr miteinander zu sprechen. Sie teilten ihr Land, und zwischen ihren Höfen floss nun ein kleiner Bach, der die Grenze markierte.
Eines Tages klopfte ein wandernder Zimmermann an die Tür des älteren Bruders. „Ich bin ein erfahrener Handwerker. Haben Sie Arbeit für mich?“ Der Bruder überlegte kurz und sagte: „Ja, siehst du diesen Bach? Er erinnert mich an meinen Bruder und den Streit, den wir hatten. Ich will, dass du einen hohen Zaun baust, damit ich ihn nicht mehr sehen muss.“
Der Zimmermann nickte. „Ich verstehe.“ Er begann zu arbeiten. Doch statt eines Zauns baute er eine wunderschöne, stabile Brücke, die den Bach überspannte. Als der Bruder das Bauwerk sah, wollte er gerade schimpfen, doch da sah er seinen jüngeren Bruder, der auf die Brücke zuging. Mit Tränen in den Augen sagte der jüngere Bruder: „Nach allem, was geschehen ist, baust du eine Brücke? Ich bin so dankbar.“
Die beiden Brüder trafen sich in der Mitte der Brücke, umarmten sich und versöhnten sich. Der Zimmermann packte still seine Werkzeuge zusammen und zog weiter. „Bleib doch noch!“ riefen die Brüder ihm nach. Doch er lächelte nur und sagte: „Ich habe noch viele Brücken zu bauen.“ (Quelle: Mündliche Überlieferung)
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